Typografie

Typografie inszeniert den Text

Typografie macht Texte sichtbar, macht sie multiplizierbar – ob analog oder digital, ob statisch oder bewegt. Der eine Text will die Leser*innen informieren, ein anderer will sie irritieren, schockieren oder manipulieren. Typografie inszeniert den Text entsprechend: Inhalt und Form verschmelzen.

Ein Gestaltungsfeld im Kontext

Anders als Maler*innen oder Illustrator*innen schaffen Typograf*innen selbst keine Formen. Sie kreieren mit dem Repertoire vorgegebener Zeichen neue Anordnungen. Dabei ist die Form der entstehenden typografischen Strukturen ebenso wichtig wie das Verhältnis zum Leerraum. Typografie ist die Kunst, mit Schriften, Zeichen, Linien und Leerräumen zu gestalten. Selten steht der Text dabei allein; fast immer wird er mit anderen Gestaltungselementen konfrontiert: in einem illustrierten Buch, im Internet, auf einem Beipackzettel, auf einer Plakatwand. Kommunikationsdesigner*innen müssen deshalb alle drei Gestaltungsfelder kennenlernen – Text, Bild und Code.

Vorrang der Praxis

Das Studium an der Folkwang-Universität der Künste ist praxisorientiert: Sie dürfen und sollen selbst gestalten. In den Typografie-Kursen beginnen wir damit, unser Material zu studieren. Wir schauen uns die Formen der Buchstaben und Zeichen genau an, den Kontrast zwischen Schriftraum und Leerraum, das Verhältnis der Flächen. Wir spielen mit ihnen: Was geschieht, wenn wir ein A teilen? Was, wenn wir es anschneiden? Welche Bänder und Flächen entstehen, wenn wir ein K drehen, spiegeln, mulIplizieren? Wir suchen starke, überraschende Formen, wir kreieren Wortbilder oder schaffen mit möglichst wenigen Zeichen ein typografisches Selbstportrait von uns. In der Skizzenphase arbeiten wir dabei streng analog. Das geht schneller, ist weniger präzise und öffnet dadurch größere InterpretaIonsfreiräume. Während dieses kreativen Prozesses ist alles erlaubt.

Alle Student*innen stellen in unseren Werkstätten ihr eigenes Buch her – selbst gestaltet, selbst gesetzt, selbst gebunden. Dafür beschäftigen wir uns auch damit, was ein Zeichen eigentlich ausmacht, wie die Schrift entstanden ist, wie die Medien sich entwickelt haben. Und wir lesen: Um ein Cover für einen Roman zu gestalten, müssen wir nicht nur seinen Inhalt kennen; wir müssen seine Stimmung selbst erlebt, »erlesen« haben. Als Typograph*innen sind wir Teil einer jahrtausendealten Schriftkultur.

Die Freiheit der Auftragsarbeit

KommunikaIonsdesigner*innen erfüllen Auftragsarbeiten. Sie sind keine freien Künstler. Doch können sie ihren Kommunikationsauftrag oft – inhaltlich und formal – in großer Freiheit bearbeiten. An der Folkwang Universität der Künste gilt das auch im Studium. Gut gebildete und ausgebildete Gestalterpersönlichkeiten nutzen diese Freiheit, um Konzepte und Entwürfe zu erschaffen, von denen sie selbst überzeugt sind und die zugleich ihre Auftraggeber*innen überzeugen.

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