Dr. Markus Rautzenberg

Professor für Philosophie

Design denken

Philosophie in der Gestaltung – das ist nicht selbstverständlich. Philosophie gestaltet nicht. Sie nähert sich ihren Gegenständen mittels Sprache und Begriffen. Da ist nichts manuell, nichts visuell. Philosophie denkt. Aber sie denkt seit je auch über Fragen nach, die für Gestalter*innen elementar sind. Mit dem Fach Philosophie bietet der Fachbereich Gestaltung seinen Student*innen einen Reflexions- und Resonanzraum für ihre praktischen Arbeiten und Projekte: An der Folkwang-Universität der Künste wird Gestaltung auch gedacht.

Die Kunst der Kommunikation

Gelingende Kommunikation ist selten, das Missverständnis die Regel. Kommunikationsdesigner*innen indes geht es genau um diese selteneren Fälle: Sie sind keine Aufhübscher, schmücken nicht einfach aus, was andere ihnen vorsetzen; sie gestalten, um ein spezifisches Kommunikationsziel zu erreichen. Deshalb müssen sie ein genaues Verständnis von den Bedingungen und Grundlagen der Kommunikation mitbringen: Was ist Kommunikation? Was ist Sprache? Was ist Kunst? In welchem Verhältnis steht unsere Innenwelten zur Außenwelt – und zu den Innenwelten anderer? Und was eigentlich tun wir, wenn wir Bilder erzeugen?

Der griechische Begriff ‚graphein‘ bedeutete ursprünglich ‚Zeichen einritzen‘. Durch die Verletzung einer empfindlichen Oberflächen steckt – von seinem Ursprung her gedacht – in der grafischen Praxis ein ethisches Moment. Was bedeutet das für uns Akteur*innen der Gestaltung? Und gilt es auch für digitale Gestaltung? Als was lässt sich die Gestaltungspraxis des Tätowierens verstehen? – Auch über Bildethik denken wir gemeinsam nach.

Algorithmische Kultur

Immer wichtiger werden die Fragen der algorithmischen Kultur. Wir verstehen darunter sehr viel mehr als die ‚digitale Kompetenz‘ im Sinne der gekonnten Anwendung digitaler Werkzeuge für den alltäglichen (grafischen) Gebrauch. Welche Konsequenzen hat es für das Design, wenn es algorithmisch gesteuert wird, also durch selbstständig ablaufende Prozesse. Was verstehen wir unter Kommunikation im Zeitalter des Internets der Dinge? Kommunikation ohne Menschen – ist das denkbar? Es geht uns um die theoretische wie praktische Durchdringung algorithmischer Kulturen im (Gedanken-)Experiment.

Geistesgeschichte kommunikativer Praxis

Dafür studieren wir alte und neue Denker*innen. Wir lesen – mal kürzere, mal längere – Texte. Wir analysieren, referieren, verfassen eigene theoretische Arbeiten. Darüber hinaus nutzen wir offene Gesprächsformate, in denen wir inhaltlich und formal völlig frei unsere Thesen zur Diskussion stellen.

So eignen Sie sich den geistesgeschichtlichen Hintergrund für Ihre Projekte und die Werkzeuge wissenschaftlichen Arbeitens an. Sie üben sich darin, eigene Thesen argumentativ zu bekräftigen, fremde Positionen zu verstehen, andere zu überzeugen, Gegenthesen zu widerlegen: Sie schulen sich in der Kunst der Kommunikation.

Foto von Dr. Markus Rautzenberg, Professor für Philosophie Kommunikationsdesign Folkwang